Körperarbeit und Atem

Interview mit Elisabeth Dierlich

Elisabeth, erzählst du bitte kurz etwas zu deiner beruflichen Biografie

Ich habe immer im Gesundheitswesen gearbeitet mittels verschiedener Berufe, so z.B. als Zahnarzthelferin oder Schwesternhelferin. Da ich viel Zeit in Indien und Nepal verbracht habe, kam es dazu, das ich zwischendrin auch Gastronomin war und Inhaberin einer Boutique mit Selbstimportierten indischen Kleidern. Bei all meinen verschiedenen Tätigkeiten waren für mich aber stets die Beziehung zum Menschen, die Begegnung und der Austausch, das Wichtigste. Später haben sich meine Hände als Werkzeug der Begegnung gezeigt - ich wurde Masseurin und medizinische Bademeisterin. Hinzu kamen dann verschiedene Massagepraktiken und Techniken in Weiterbildungen.

Die Begegnung mit Peter Hess und der Klangmassage hat eine Wende in meinem Beruf bewirkt: Das Berühren des Körpers mit Klang auf der Zellebene. Jetzt konnten viele Menschen eine Massage erhalten, die vorher die Schwelle des Entkleidens nicht überschreiten mochten. Hinzu kam dann noch eine Ausbildung in neoreichianischer / transpersonaler Körperarbeit (Orgodynamik nach Plesse/St.Clair) und ein Training in SKAN-Körperarbeit nach Loil Neidhöher. Dies sind zwei weitere gute Möglichkeiten, sich selbst zu erfahren und mit blockierten Energien zu arbeiten.

Wie kamst du in Kontakt mit der Klangmassage?

Eines Tages traf ich eine ehemalige Arbeitgeberin, die mich mit den Worten begrüßte: "Elisabeth - ich mach jetzt nur noch Klangmassage!" Noch heute spüre ich mein Erstaunen und die Neugier darauf, was wohl Klangmassage sein mag. Ein Wochenende später nahm ich schon an einem dreitägigen Seminar, das von Peter Hess geleitet wurde teil. In jenen Tagen habe ich eine Atmosphäre erlebt von Entspannung, Vertrauen, Akzeptanz und Selbstakzeptanz. Mir eröffnete sich ein ganz neuer Weg, Menschen zu berühren. Ich kam damals aus einer sehr belasteten Situation, eineinhalb Jahre hatte ich meine Mutter gepflegt und dabei noch halbtags als Masseurin gearbeitet.

Nach den drei Seminartagen fühlte ich mich gestärkt und ein gutes Stück wieder bei mir angekommen. Mich hat diese Arbeit begeistert und dabei ist es bis heute geblieben!

Was ist für dich das Besondere an der Peter Hess-Klangmassage?

Etwas Besonderes ist für mich die Geschwindigkeit, mit der wir in einen Entspannungszustand kommen können. Ich meditiere schon seit langer Zeit und erinnere noch gut, wie lange ich brauchte, um den Gedanken-Lärm im Kopf ziehen zu lassen. Bei der Klangmassage gelang mir das sofort.

Besonders ist auch für mich, dass die Klänge uns in einen ursprünglichen Zustand von Vertrauen und Geborgenheit tragen. Daraus resultieren oft Sätze wie: "Es ist, was ist!" Oder auch: "Es ist alles gut so, wie es ist!" Also Akzeptanz und Zufriedenheit. Ich mag auch sehr die Momente im Anschluss an die Massage, das Staunen darüber, was uns alles begegnet ist während der Klangreise.

Und schließlich ist die Klangmassage ein wunderbares Mittel, um Körpergefühl zu entwickeln, zu spüren, wer ich bin, wenn ich nur fühle - ohne zu sprechen. Daraus ergibt sich meist ganz natürlich ein Mitteilungsbedürfnis über die gespürten Gefühle und Grenzen.

Was sind deine Arbeitsschwerpunkte im Rahmen der angebotenen Seminare zur Aus- und Fortbildung in der Klangmassage?

Im Rahmen der Ausbildung liegen meine Schwerpunkte in der Aura-Arbeit mit Klangschalen und Gongs.

In der Weiterbildung in der Klangmassage-Therapie biete ich vor allem Seminare zur Körper- und Selbstwahrnehmung, zur Atemarbeit, Klangtrancen und Fantasiereisenreisen mit Gong und Klangschalen an. Dabei greife ich auf Ansätze und Methoden aus Gestaltarbeit, Biodynamik, transpersonaler Psychotherapie und die Arbeiten von Wilhelm Reich zurück.

Was ist dir besonders wichtig, den TeilnehmerInnen im Rahmen der Ausbildung zu vermitteln?

An erster Stelle steht für mich die Achtsamkeit im Umgang mit "Klienten" - und diese "Klienten" sind natürlich stets einzigartige menschliche Wesen, denen wir einfühlend und respektvoll begegnen wollen. Von großer Bedeutung ist für mich weiterhin, Verständnis zu vermitteln für ein sanftes Arbeiten mit Klängen, das heißt Einfühlungsvermögen und Respekt also auch gegenüber den Klängen und der Klangarbeit zu entwickeln.

Über welche menschlichen und fachlichen Qualifikationen muss ein Ausgebildeter der Klangmassage deiner Ansicht nach verfügen, wenn er/sie die Klangmassage professionell anbieten möchte?

Gut ist eine Ausbildung im Bereich der Heil- oder Heilfachberufe. Wenn keine weiteren Grundausbildungen vorhanden sind, dann ist unsere Weiterbildung im Bereich Klangmassage-Therapie sehr empfehlenswert.

Wir bieten unter anderem eine insgesamt neun Wochenenden umfassende Weiterbildung an für alle Ausgebildeten, die ihre Kompetenzen als Klangmassage-Therapeuten entwickeln und vertiefen möchten.

Die Weiterbildung beinhaltet Seminare in Körpertherapie, Gongarbeit, Hypnotherapie, Gestalttherapie, Persönlichkeitsbildung, Prozessbegleitung und / oder Gesprächsführung sowie Supervision.

Und für alle, die in einem therapeutischen Rahmen arbeiten möchten, bietet das Institut begleitend die Prüfungsvorbereitung zur Heilpraktikerin / zum Heilpraktiker für Psychotherapie an.

In jedem Falle sollten Ausgebildete in der Klangmassage sich so lange schulen und selbst erfahren, bis Sicherheit in der Begleitung von Menschen gefühlt wird, auch Klarheit für die eigenen Grenzen. Von großem Vorteil ist es, wenn angehende Ausgebildete bereits den Weg des Selbst-Erforschens, des Mitfühlens und Akzeptierens eingeschlagen haben. Und auf jeden Fall sollten Ausgebildete in der Klangmassage Begeisterung haben für ihre Arbeit.

Wie fließen eigentlich deine Erfahrungen aus der Atemarbeit und körperorientierten Psychotherapie in die Klangmassage ein?

Durch den Geburtsvorgang allein können wir noch nicht leben, wir müssen unseren ersten Atemzug machen - Atmen bedeutet also Leben. Zumeist ist unsere Atmung eingeschränkt oder blockiert, ja oft wie eingefroren. Somit ist unsere Lebensenergie dezimiert, wir leben sozusagen auf Sparflamme! Es gibt verschieden Möglichkeiten, über Tiefenatmung die Lebensenergie wieder ins Fließen zu bringen. Für die Klangmassage heißt das: Gerade an der Schwelle zur Tiefenentspannung setzt auch die vertiefte Atmung ein. Mir ist wichtig, diesen Moment dem "Klienten" bewusst zu machen. So kann durch Atemwahrnehmung eine blockierte oder gestaute Körperregion wahrgenommen werden. Nun kommt der Klang hinzu und kann auf dem Atem in diese Region hinein getragen und dort wirksam werden. Je nachdem, welche Bereitschaft zum Geschehenlassen da ist, verwebt sich der Atem mit dem Klang - der Atem trägt den Klang, oder der Klang trägt den Atem. Ein feiner, offener Moment entsteht, in dem heilsame Affirmationen eingeflochten werden können.

Die Arbeit mit dem Atem in der Klangmassage ist nur dann möglich, wenn auch die Sprache mit hinzugenommen wird. Sie unterstützt den Prozess der Entwicklung und Erfahrung eines tieferen Körperbewusstseins und hilft dabei, gezielt Aufmerksamkeit hineinzubringen in bestimmte Körperbereiche und -organe.

Meine Erfahrungen aus der Körperpsychotherapie und der Selbsterfahrung helfen mir, meine Aufmerksamkeit gezielt auf den Menschen mir gegenüber zu lenken. Dies gilt gleichermaßen für das Vorgespräch, wie für die Massage selbst. Das bedeutet für mich zu erkunden, welche Ausdrucksweise dieser Mensch benutzt in Sprache, Gestik und Körperausdruck und daraus ein Gespür zu entwickeln, wie wir uns begegnen können. So ist es erst einmal wichtig, sich selbst zu erfahren in der Klangmassage, in der Körperarbeit. Zum Beispiel: Wie bin ich, wie wirke ich nach außen, wenn ich Angst habe, wenn ich traurig bin, oder wenn ich vortäusche, dass alles mit mir in Ordnung ist. Wenn wir uns selbst genauer kennen lernen, dann können wir andere Menschen auch besser begleiten.

Elisabeth Dierlich ist Klang & Körpertherapeutin und langjährige Mitarbeiterin am Institut für Klang-Massage-Therapie. Seit 1994 ist sie Ausbilderin in der Klangmassage-Ausbildung, seit 1998 leitet sie die Weiterbildung in Klangmassage-Therapie. Sie lebt und arbeitet im Künstlerdorf Worpswede im Norden Deutschlands.